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In unserer Interviewreihe stellen wir die wichtigsten Netzwerke und Institutionen der Karlsruher Kultur- und Kreativwirtschaft vor. Diesmal ist das K³-Team im Gespräch mit Dr. Stephan Schwingeler und Greta Hoffmann vom GameLab an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG).

Was genau ist das GameLab und was sind seine Aufgaben?

Im GameLab sollen interaktive Kunst und das Spiel als Kunstwerk zusammengefasst werden, das Lab in GameLab steht hier allerdings nicht für Laboratory, sondern für Label: Wir wollten an der HfG ein Label haben, unter dem Künstler der Hochschule interaktive Kunst und Spiele veröffentlichen können, in dieser Form präsentieren wir uns außerdem auch auf Ausstellungen und Konferenzen. Darüber hinaus hat das GameLab die Aufgabe zu produzieren und zu forschen, nämlich an den Schnittstellen von Kunst und Spiel, das heißt bei uns entstehen Spiele und künstlerische Projekte. Was uns dabei besonders interessiert ist der künstlerische Ausdruck, deshalb ist das GameLab an der HfG auch im Bereich der Medienkunst bei Prof. Michael Bielicky angesiedelt, der früh festgestellt hat, dass es sehr viele Berührungspunkte zwischen Computerspielen und klassischer Medienkunst gibt. In genau dieser Hinsicht unterscheiden wir uns auch von anderen Labeln: Wir legen hohen Wert auf eine starke Verknüpfung von Theorie und Praxis, uns geht es auch nicht so sehr darum zu vermitteln, wie man möglichst realistische 3D-Modelle und Texturen baut. Unser Anspruch ist vielmehr, dass das Ergebnis am Ende auch fundiert ist und das Spiel als Kunstform verstanden wird, dementsprechend bauen wir auch unsere Seminarstruktur auf.

Welche Ziele steckten hinter der Gründung des GameLab?

Prof. Bielicky, Adam Rafinski und Jens M. Stober haben das GameLab 2010 gegründet, weil sie erkannt haben, dass Computerspiele als Massenmedium eine gesteigerte Relevanz erhalten haben: Dinge, die in der Medienkunst bereits erprobt wurden, zeigen sich immer mehr auch im Medium Computerspiel, man könnte also von einer Demokratisierung von Medienkunst sprechen. Das alles präsentiert sich mittlerweile im Computerspiel als Massenmedium, das sich jeder im Laden kaufen kann. Die HfG ist schließlich auch eine kontemporäre Hochschule und versucht deshalb, in all ihren Fachbereichen immer nah am Zeitgeschehen zu sein. Die Relevanz des Mediums Spiel ist in den letzten Jahren was die Wissenschaft und die Technik, aber auch das Künstlerische angeht einfach radikal gestiegen, da wollen wir natürlich dranbleiben! Hierbei zu erwähnen ist auch, dass die HfG schon über Heinrich Klotz als Gründungsdirektor eine enge Verbindung zum ZKM (Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe, Anm. d. Red.) hat, die auch intensiv über das GameLab ausgelebt wird. Am ZKM gab es schon seit der Eröffnung 1997 Computerspiele in einer Daueraustellung, die mittlerweile unter dem Titel Gameplay redesignt und neueröffnet worden ist.

Wie hat sich das GameLab seither entwickelt und wie ist es mittlerweile innerhalb der Hochschule positioniert?

In den letzten Jahren ist das GameLab stetig gewachsen, das heißt es gab mehr Teilnehmer und die Verknüpfungen zum ZKM und auch zum KIT (Karlsruher Institut für Technologie, Anm. d. Red.) konnten weiter vertieft werden. So bietet gerade die Zusammenarbeit mit dem KIT die Möglichkeit, unsere Ideen von Design und Konzept in Kontakt mit den Leuten zu bringen, die diese Vorstellungen dann konkret umsetzen können, wodurch noch mehr Spiele entstehen. Darüber hinaus partizipieren wir verstärkt an Game Jams und Messen wie zum Beispiel an der Gamescom in diesem Jahr. Man merkt einfach, dass das ganze Medium Spiel mittlerweile stärker anerkannt und als vollkommen natürliches künstlerisches Medium akzeptiert wird, was sich auch auf die Sicht auf das GameLab auswirkt.

Im nächsten Jahr ist die HfG wieder eine der weit über 400 Locations des Global Game Jam, worum geht es dabei und was erhofft ihr euch von der Veranstaltung?

Der Global Game Jam ist eine Veranstaltung die auf der ganzen Welt synchron stattfindet, man kann sich das so vorstellen wie einen sogenannten Stegreif in der Architektur: Innerhalb von nur 48 Stunden werden in Teams Spiele zu einem bestimmten Thema entwickelt, bei der letzten Auflage waren es über 3500. Das sind natürlich sehr kleine Spiele mit sehr experimentellem und rohem Charakter, es sind aber oft sehr innovative Ideen dabei und teilweise entwickeln die Spiele nach dem Global Game Jam ein Nachleben und werden weiter ausgearbeitet, wir nehmen zum Beispiel die Arbeiten die in diesem Rahmen am GameLab entstehen auch in unser Portfolio auf. An der HfG beteiligen wir uns im nächsten Jahr schon zum vierten Mal und es ist schön zu sehen, dass die Veranstaltung auf immer mehr Interesse stößt, nicht nur innerhalb der Hochschule, sondern auch am KIT und bei den in Karlsruhe angesiedelten Spielefirmen. Gerade diese Durchmischung und auch der spontane Charakter machen den Global Game Jam zu einer sehr interessanten Veranstaltung für uns.

Gibt es noch weitere Projekte, die ihr uns gerne vorstellen wollt?

Mit Sicherheit interessant ist you are hero, ein Projekt das aus einem Seminar zum Thema Realitydesign entstanden ist und bei dem ein großer Teil des GameLab beteiligt war. Es geht dabei um ein Alternate Reality Game das wir in der ganzen Stadt gespielt haben und das auch über das Projektbüro Städte im Wissenschaftsjahr von der Stadt Karlsruhe gefördert wurde. Wir sind also nicht nur auf der digitalen Ebene unterwegs, sondern haben auch Interesse an der Frage, wie wir unsere Umwelt und das reale Leben spielerisch gestalten können. In diesem Zusammenhang ist für uns natürlich auch das Stichwort Gamification interessant, was gerade in aller Munde ist, allerdings wie immer bei uns unter einem experimentellen und künstlerischen Aspekt. Daneben you are hero aber auch einen sozialen Ansatz, nämlich wie man mit spielerischen Mitteln Gutes tun kann in der Welt, was wir ebenfalls wichtig finden.

Worauf achtet ihr bei der Zusammenstellung der angebotenen Seminare?

Was die Seminare angeht, muss es auf jeden Fall eine Mischung aus dem theoretischen Anspruch und dem sein, was praktisch möglich ist, manchmal kann es auch sein, dass uns ein bestimmtes Spielegenre gerade besonders interessiert und wir uns das einmal näher anschauen möchten. Von den Studierenden kommen aber auch sehr viele Impulse, das ist auch wichtig für die Seminare, es können immer Vorschläge gemacht und eigene Ideen eingebracht werden. Wir versuchen einfach ein Umfeld zu bieten, in dem Projekte entwickelt werden können, das heißt wir stellen hauptsächlich eine Seminarstruktur zur Verfügung, in der genug Raum dazu da ist und die Leute sich kennenlernen können. Diese Projekte werden dann individuell betreut, weil das viel fruchtbarer ist, als ein Thema starr vorzugeben mit einem festen Stundenplan. Wir stellen dafür die Materialien zur Verfügung, geben als Rücksprachepartner Tipps und unterstützen bei Fragen, grundsätzlich soll Freiraum vorhanden sein, ein eigenes künstlerisches Projekt umzusetzen.

Wer kann bei euch mitmachen?

Auf der einen Seite kann man bei uns als Studierender tatsächlich Scheine bekommen für die umgesetzten Projekte, das gilt natürlich für Eingeschriebene an der HfG aber auch für Studierende anderer Karlsruher Hochschulen, die eine entsprechende Kooperation mit der HfG haben, wie zum Beispiel das KIT. Grundsätzlich ist bei uns aber jeder herzlich willkommen, der an Games interessiert ist und frischen Input bringt. Einen offenen theoretischen Abend veranstalten wir jeden Mittwoch Abend um 18 Uhr in der HfG im Raum Entropia, da kann jeder der Lust hat einfach mal vorbeischauen!

Wie gestaltet sich aus eurer Sicht die Zusammenarbeit zwischen GameLab und K³-Büro?

Wir finden es wunderbar, dass das K³-Büro auf uns zugekommen ist und wir freuen uns sehr, dass ein Interesse besteht und das GameLab wahrgenommen wird als relevante Institution in Karlsruhe, wenn es um Computerspiele und Spielekunst geht. Wir sind froh, dazuzugehören und hoffen, dass die Zusammenarbeit auch weiterhin Früchte trägt, jetzt sind wir erstmal gespannt auf die gemeinsamen Projekte Pixel Lab Day und die Gamescom im August. Es ist auf jeden Fall sehr gut für uns die Unterstützung der Stadt zu haben, das war als wir mit you are hero angefangen hatten zum Beispiel noch schwieriger, da wir noch nicht so viele Kontakte zur Stadt hatten und es unter anderem schwierig war, die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen. Wir sehen diese Kooperation als sehr fruchtbar an, zum einen für die Stadt, weil sie davon profitieren kann, dass hier tolle Projekte umgesetzt werden, und auch wir als GameLab haben jetzt direkte Ansprechpartner bei der Stadt, was die Durchführung der Projekte erleichtert. Darin steckt ein großes Potenzial und es ist toll, dass die Stadt uns das Gefühl gibt, hinter unserer Arbeit zu stehen und genauso wollen wir auch etwas tun für die Stadt in der wir leben und sie mit gestalten.

Wie seht ihr die Situation der Kreativwirtschaft in Karlsruhe gerade im Bereich Games?

Karlsruhe ist natürlich ein Ballungsgebiet von Kreativwirtschaft in der Gamesbranche, auch hier gab es in den letzten zehn Jahren eine rasante Entwicklung, und es ist noch viel mehr Potenzial vorhanden. Ein Stück weit ist dieser Erfolg hier in Karlsruhe auch der Stadt zu verdanken, gerade die Kultur- und Kreativwirtschaft und der Alte Schlachthof tragen maßgeblich dazu bei, indem Räume zur Verfügung gestellt werden und Interesse gezeigt wird, was sicher auch viele Akteure anzieht.

Welche Perspektive wollt ihr mit dem GameLab in der Zukunft verfolgen?

Wir sind bemüht, das GameLab weiter auszubauen und größer zu machen, es hat sich gezeigt, dass das Gaming und vor allem auch unser Ansatz in Kombination mit der Ausstellung ZKM Gameplay große Potenziale freisetzt. Da möchten wir ansetzen, wir wollen das GameLab stetig verbessern, in der nächsten Zeit wird man bestimmt noch mehr von uns hören! Natürlich hoffen wir auch immer, noch mehr Leute für das GameLab zu begeistern und dass sich Interessierte an der HfG im Bereich Medienkunst bewerben. Wer einen Anspruch an sich und an das Medium hat, kann unsere Arbeit hier auf jeden Fall bereichern, denn das GameLab besteht aus den Leuten, die partizipieren!

Zum Abschluss noch eine Frage an dich, Greta: Du bist gerade in den letzten Zügen deiner Diplomarbeit und natürlich spielt auch das Thema Games eine große Rolle dabei, erzähl uns ein bisschen mehr!

In meiner Diplomarbeit geht es um Müll. Genauer noch geht es um das Verhalten der Menschen beim Thema Abfall- und Mülltrennung und wie sich dieses mithilfe eines Serious Game verändern lässt. Monatlich werden enorme Mengen an Müll abtransportiert und verbrannt, weil die Leute den Müll nicht richtig trennen, dieses Problem wollte ich angehen und eine Lösung entwickeln, und zwar über das Medium Spiel. Aus meiner Sicht geht es nämlich hauptsächlich darum, dass ein Mangel an Informationen besteht, und genau da liegt für mich der Ansatzpunkt: In Zusammenarbeit mit dem Amt für Abfallwirtschaft soll ein memotechnisches Spielkonzept diese Informationen vermitteln, und zwar speziell an Kinder, da sich in diesem Alter das Wissen am besten formen lässt und sich tief einprägt. Im konkreten Spiel soll der Müll richtig getrennt werden, es gibt eine Story um die Kinder zu involvieren und sie zu motivieren. Mülltonnen werden dabei von Monstern repräsentiert, denen es schlecht geht, wenn der falsche Müll bei ihnen entsorgt wird. Die Kinder sollen dazu animiert werden, ihr Verhalten aus dem Spiel auf die Realität zu übertragen, es soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, was besser gemacht werden kann. Dieser Ansatz zeigt hoffentlich auch, dass das Medium Spiel fähig ist, im sozialen Bereich Verbesserungen zu bewirken.

 

Dr. Stephan Schwingeler ist einer der Leiter des GameLab und außerdem Kurator am ZKM, dort ist er unter anderem für die Ausstellung ZKM Gameplay zuständig. Er ist studierter Kunsthistoriker und hat zum Thema Computerspiel als künstlerisches Material promoviert.

Greta Hoffmann studiert Produktdesign an der HfG und ist seit dem ersten Seminar beim GameLab dabei. Mittlerweile leitet sie es gemeinsam mit Stephan Schwingeler und Brice Clocher.

 

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