In unserer Interviewreihe stellen wir die wichtigsten "Netzwerke" und Institutionen der Karlsruher Kultur- und Kreativwirtschaft vor. Dieses mal ist das K3 Team im Gespräch mit Markus Kambeck, dem Gründer, Initiator und Vorsitzender der MEKA (Medienregion Karlsruhe).

Hallo Markus, was genau ist die MEKA und was macht sie?Die Medienregion Karlsruhe, kurz MEKA, ist eine Initiative zur Stärkung der Region und der Kreativschaffenden in der Region. Unsere Arbeit ist eigentlich ein zweiteiliges Ding. Die eine Hauptaufgabe besteht in der Vernetzung der Mitglieder gegenüber anderen Mitgliedern. Unser zweiter Schwerpunkt ist die Öffentlichkeitsarbeit, also das Nachaußentreten, um einen zusätzlichen Mehrwert für die Mitglieder zu schaffen. Wir sind da auf einem guten Weg, die Sichtbarkeit und die Wahrnehmung der Kreativbranche in der Öffentlichkeit und in der Wirtschaft zu stärken, zumal wir mit dem CyberForum jetzt auch zur Special Interest Group gehören. Aber es bleibt auch noch einiges zu tun für die Zukunft.

Du sprichst die Vernetzung eurer Mitglieder an: Warum ist diese Vernetzung so wichtig?Die Vernetzung der Mitglieder, also die Vernetzung nach innen, ist extrem wichtig und wurde in der Vergangenheit in Karlsruhe nur wenig betrieben. Man knüpft Kontakte, spricht über Projekte und dann stellt man plötzlich fest, dass man gar nicht nach Hamburg, Berlin oder Köln schauen muss, sondern dass wir hier vor Ort Fachleute aus den verschiedensten Bereichen haben. Heutzutage kann man hinsichtlich eines gemeinsamen Projekts zwar fast alles digital über das Internet machen, aber das ersetzt immer noch nicht das persönliche Gespräch, gerade im kreativen Bereich. Das geht trotz digitaler Medien immer noch am besten, wenn man zusammen an einem Tisch sitzt. Mittlerweile sind dadurch eine ganze Reihe spannender Projekte entstandenen, die sich durch die Kontakte innerhalb der MEKA ergeben haben. Durch diese Kooperationen ergeben sich für die einzelnen Unternehmen natürlich völlig neue Möglichkeiten, Services und Dienstleistungen gegenüber den Kunden anzubieten.

Warum hast du die MEKA im Jahr 2008 gegründet?Die MEKA ist vor fünf Jahren genau aus diesem Vernetzungsgedanken heraus gegründet worden. Ich habe damals verschiedene Unternehmen, Fotografen, Agenturen, Grafiker und ehemalige Kollegen gefragt, wie sie die Situation hier in Karlsruhe beurteilen. Dabei wurde angemerkt, dass man etwas tun müsste, um Karlsruhe sichtbarer auf der Landkarte der kreativen Städte zu machen. Zunächst wollten wir keinen Verein gründen, weil Vereinsstrukturen doch auch immer Aufwand mit sich bringt und gewisse Regularien verlangt. Heute sieht das ein wenig anders aus, weil sich die Mitgliederzahlen ohne Vereinsstrukturen nicht mehr organisieren lassen.

Aus welchen Mitgliedern setzen sich diese Mitgliederzahlen zusammen?Wir sind recht offen, was unsere Mitgliederstruktur angeht. Wir haben auch einen Kabarettisten und gerne darf es auch Richtung Kunst gehen. Bei uns ist jeder willkommen, der sich selber zur Kreativwirtschaft zählt. Wenn man sich nicht sicher ist, kann man einfach zu unseren Jour-Fixes kommen und da stellt man schnell fest, ob das passt oder für einen interessant ist. Wir freuen uns über den Input aus ganz unterschiedlichen Bereichen der Kreativbranchen. Rund 95% der Unternehmen in der MEKA verdienen tatsächlich ihr Geld damit, wobei wir den Kunst- und Kulturbereich nicht ausschließen wollen. Gerade uns Kreative beeinflusst die Kunst ja auch immer wieder und gibt uns Inspirationen.

Stichwort „Geld‟: Wie kommt bei euch das Geld rein?Wir haben einen Mitgliedsbeitrag von 50 Euro im Jahr für kleinere Unternehmen und von 100 Euro für größere Unternehmen, damit wir eine kleine Kriegskasse haben, um mal Flyer zu drucken, für kleinere Projekte oder gemeinsame Fahrten zu Veranstaltungen zu organisieren. Bei unserer Hausmesse, der HOTSPOT, sieht es etwas anders aus, da steuert jedes Mitglied, das dort vertreten ist, einen kleinen Betrag bei. Unterstützer aus der Wirtschaft und Sponsoren finanzieren den Rest. Ganz ohne finanzielle Mittel geht es dann leider doch nicht.

Was genau ist die HOTSPOT?Wir waren damals vertreten, als die TechnologieRegion den Regionaltag zum Thema Medienreich veranstaltet hat, und haben dort im Blackbox Studio, damals noch in Ettlingen, eine große Messe veranstaltet, bei der alle unsere Unternehmen einen Messestand hatten. Im Fokus stand schon damals, dass wir uns auch gemeinsam präsentieren wollten und nicht nur jedes Unternehmen für sich. So gab es viele Stände, an denen gemeinsame Installationen und Projekte gezeigt wurden. Das hat so einen guten Anklang gefunden, dass wir beschlossen haben, die unter dem Namen HOTSPOT regelmäßig durchzuführen und so hat sie sich zu unsere "Hausmesse" entwickelt. Mit Unterstützung der IHK Karlsruhe konnten wir in deren Räumlichkeiten die HOTSPOT 1 und die HOTSPOT 2 realisieren, mit sehr gutem Feedback und tollen Kontakten. Es gab Vortragsreihen von unseren MEKA-Mitgliedern, z.B. zu den Themen 3D-Visualisierung, Grafikdesign, virales Marketing, oder wir haben verschiedene Kameratechniken auf dem Platz gezeigt. Bei der zweiten HOTSPOT haben wir dann zum ersten Mal den MEKAWARD installiert, einen Nachwuchspreis für junge Kreative. Die Resonanz auf den Award war sehr positiv und wurde durch Sponsoren finanziert Die nächste HOTSPOT und der nächste MEKAWARD findet im Mai 2014 statt.

Ist die HOTSPOT ein Projekt der MEKA, was dir besonders am Herzen liegt?All unsere Projekte sind besonders! Ich unterscheide immer zwischen kreativen Projekten, die nicht immer gleich die Riesenprojekte sein müssen, die aber einen sehr kreativen Wert haben, der weit über dem finanziellen Wert liegt, weil einfach die kreative Idee herausragend ist, und Projekten, die als Referenz eines MEKA-Mitglieds gelten, und die man natürlich gerne auch vorzeigt. Es gibt bei uns ganz verschiedene Geschichten und Projekte, es gibt tolle Printsachen, ein Mitglied hat jetzt einen speziellen Kalender entwickelt, der sich aber noch in der Prototypen-Phase befindet, es gibt super Videos speziell aus meinem Bereich, es gibt interessante Zusammenarbeiten und Projekte von vier oder fünf Mitgliedern. Auf unserer Webseite werden einige dieser Projekte vorgestellt und gezeigt, welche Mitglieder bei welchem Projekt zusammengearbeitet haben. Das wäre dann für mich als Vorsitzenden der neutralste Weg, auf diese Frage zu antworten.

Ich bin überzeugt und will Mitglied in der MEKA werden! Wo finden die erwähnten Jour-Fixes statt? Sehr schön! Dann kannst du jeden ersten Donnerstag im Monat um 18.00 Uhr ins Café Vanguarde (Hardtstraße 37a, 76185 Karlsruhe-Mühlburg, Anm. d. Red.) kommen und dir das ganz unverbindlich anschauen. Hierzu sind an dieser Stelle auch alle Interessierten herzlich eingeladen. Unser Treffen ist eine gute Gelegenheit, um eigene Projekte vorzustellen und sich andere Projekte anzuschauen. Es gibt immer ein oder zwei Vorträge, von MEKA-Mitgliedern, von Externen, auch von Hochschulen und städtischen Institutionen. Wer keine Lust hat und direkt Mitglied werden willst, kannst du auf unserer Webseite ein Mitgliedsformular ausfüllen.

Welche Vorteile würde mir als Kreativer das genau bringen?Zum einen natürlich ganz stark die Vernetzung und das Sichtbarmachen von Kollegen, was man braucht, um kreative Projekte zu realisieren. Interessant ist dann natürlich auch, eine Verbindung zur Industrie, also zum potenziellen Kunden, durch Veranstaltungen oder unsere Öffentlichkeitsarbeit zu bekommen. Man darf nicht vergessen, dass die Kreativbranche sehr stark personenabhängig ist. Wir haben Grafiker, die komplette Kampagnen mit Web, Print und Video umsetzen. Da kann man mit der Mitgliedschaft in der MEKA gut aufzeigen, dass der Kunde die Sicherheit und man selber die Kompetenzen und die Vernetzung besitzt - und das ist dann eigentlich die Verbindung nach außen. Auf unserer Webseite kannst du dir dann ein Firmenprofil erstellen, dich mit Anderen über Projekte austauschen. Über unseren MEKA-Verteiler erhältst aktuelle News und sonstige Informationen.

Wie ist es denn heute um die Karlsruher Kreativwirtschaft bestellt?Ich bekomme im Moment immer mehr Anrufe von Leuten, die nach dem Studium oder der Ausbildung nach Berlin, Hamburg oder Köln gegangen sind und jetzt wieder nach Baden-Württemberg möchten. Man muss einfach sehen, dass Baden-Württemberg das Bundesland mit dem meisten Stromverbrauch ist, und das bedeutet nichts Negatives. Das ist lediglich ein Indikator dafür, dass hier wirklich was geht, hier ist die Industrie und hier ist die Wirtschaft. In Berlin ist nichts los, da sitzen viele Kreativen auf der Straße. Mit Jobs in diesem Bereich ist es dort wirklich schwierig und das erklärt auch den Trend wieder zurück hier in die Region, weil hier einfach die Wirtschaft ist und damit auch die Aufträge. Somit sehe ich auch für Karlsruhe als Technologie- und Industriestandort eine gute Zukunft, auch oder gerade im Bereich der Kreativwirtschaft.

Die MEKA arbeitet auch mit der Stadt und dem K3 Büro zusammen. Wie funktioniert diese Zusammenarbeit?Wir sind in sehr positiven Gesprächen mit dem K3 Büro für die nächste HOTSPOT und da wird es auch eine Zusammenarbeit geben. Insofern ist die Unterstützung aus meiner Sicht da sehr gut. Man kann immer lamentierten, dass es mehr sein könnte, aber wir haben bei der MEKA von Anfang an gesagt, dass wir uns nicht alleine auf eine Stadt verlassen wollen. Wir ergreifen selbst die Initiative, das ist das Wichtigste, und dann schauen wir was machbar ist. Ich persönlich bin ein langfristig denkender Mensch. Im Geschäftsleben gibt es immer die Möglichkeit, das schnelle Geld zu machen, was dann nicht unbedingt heißt, dass man langfristige Jobs hat. Wir möchten lieber langfristig mit unseren Kollegen zusammenarbeiten, langfristig einen guten Job machen. Genauso sehe ich das auch mit den öffentlichen Mitteln und der Zusammenarbeit mit der Stadt. Wir wachsen und wir wachsen lieber langsam. Die MEKA ist bekannt und wie ich das wahrnehme, ist die Stadt auch froh, dass es uns gibt und das wollen wir gemeinsam ausbauen und weiterentwickeln.

Ich habe schon öfters gehört, dass die Außendarstellung von Karlsruhe besser sein könnte. Wie siehst du das?Die Außendarstellung von Karlsruhe ist tatsächlich ein schwieriges Thema. Wir haben ganz tolle Institutionen, tolle Möglichkeiten, eine starke Wirtschaft und Industrie. Ich als Wirtschaftsflüchtling aus Nordfriesland, der sich persönlich auch für das Stadtmarketing interessiert, frage bei privaten Besuchen immer: Was kennt ihr von Karlsruhe? Was habt ihr gehört? Außer das, was man in der Tagesschau hört, z.B. vom Bundesgerichtshof, kennt keiner irgendwas von Karlsruhe. Ich habe jetzt nicht nur Kunstbanausen im Bekanntenkreis, aber auch da ist das ZKM einfach nicht bekannt. Alles was ich dann hier als Externer von Karlsruhe kennengelernt und wahrgenommen habe, ist eher zufällig passiert. Da besteht meiner Meinung nach Handlungsbedarf, den Informationsfluss zu verbessern und da gibt es sicher noch viel Potenzial.

Du kannst als Wirtschaftsflüchtling aus Nordfriesland sicher auch beurteilen, warum sich kreative Existenzgründer für Karlsruhe entscheiden sollten!Der Begriff „Work-Life-Balance‟ ist ja so ein geschwollener Begriff, aber der passt für Karlsruhe schon ganz gut. Vielleicht ist es auch so, dass hier in Baden-Württemberg und speziell in Karlsruhe die Kreativen noch ein bißchen mehr ein Auge auf das Wort Wirtschaft im Wort „Kreativwirtschaft‟ haben und dadurch mutet die Kreativwirtschaft hier im ersten Augenblick vielleicht nicht ganz so cool an. Mit zunehmendem Alter wird man dann aber ganz schnell feststellen, dass die Gehaltsstrukturen und die Kreativwirtschaft, wie sie hier praktiziert wird, doch ziemlich cool sind, und dass hier auch eine Familie sehr gut leben kann, es eine super Versorgung, tolle Parks, super Wetter gibt und halt auch die Industrie und die Aufträge vorhanden sind. Die Stadt ist sehr grün und hat eine sehr hohe Lebensqualität, das spielt für die Kreativen durchaus auch eine Rolle. Viele genießen nach dem Studium zwar Berlin und finden diesen abgerockten Chic ganz toll, aber wenn man in ein gewisses Alter kommt, vielleicht auch ein oder zwei Kinder hat, dann findet man es vielleicht auch schön, wenn der Putz mal nicht von den Wänden bröckelt.

Wenn dich ein kreativer Existenzgründer fragen würde, was würdest du ihm raten?Wichtig ist, was zu machen! Ich kenne viele Kreative aus meiner Branche, gerade Absolventen oder Startups, die alles perfekt machen wollen. Man hat immer Sachen, mit denen man nicht ganz zufrieden ist, aber man muss einfach den Punkt finden, wo man sagt: Es ist gut jetzt. Ich kenne Fotografen, die da in so eine Schleife kommen und sagen, dass sie für ihre Mappe gerne noch eine freie Arbeit machen würden, oder dass ihnen aus diesem oder jenem Bereich noch etwas fehlt. Die bewerben sich nicht aktiv bei Agenturen und werden nicht vorstellig. Dann schaut man sich die Mappen an und die sind der Hammer, die sind super kreativ, aber die Kollegen trauen sich dann einfach nicht. Es gibt psychologische Studien, wie so ein kreativer Verlauf eines Projekts ist, man hat eine Euphoriephase, fällt in ein Tal und will alles hinschmeissen, dann pendelt es sich wieder ein und auf einmal klappt es dann doch. Das muss man lernen und da ist der Einstieg als Startup extrem schwierig. Da eiern Leute über Jahre rum und machen lieber Nebenjobs, als das, was sie eigentlich tun wollen. Deswegen sag ich, und das möchte ich auch jedem Existenzgründer mitgeben: Einfach mal machen!

Markus Kambeck ist Gründer, Initiator und Vorsitzender der MEKA

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